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Presse-Reaktionen zu „Löwin auf einem Bein“ (Limbus 2020)

 

Erika Wimmer Mazohls analytischer Blick auf die Welt und die Menschen macht das literarische Reisen spannend, ohne es anstrengend werden zu lassen. Sie wählt das richtige Reisetempo – strafft, wo es drängt, und nimmt sich Zeit, wo es Ausführlichkeit braucht. Ihre Beschreibungen des geschäftigen Treibens in Indien und der gebirgigen Weiten Nepals sind nicht bloß exotische Würze, sondern basieren auf ehrlichem Interesse für fremde Kulturen und politische Verhältnisse. Ein Interesse, mit dem sie auch ihre Protagonisten fürsorglich begleitet, ohne sie bevormundend in Schutz zu nehmen.

Mit der Autorin Erika Wimmer Mazohl ist man gern unterwegs – nach Italien, nach Indien und Nepal und vor allem zu den Herzen ihrer Romanfiguren. Und sie führt auch mit diesem Roman wieder deutlich vor Augen, was sie in ihren Büchern und Texten nie aus dem Sinn verliert: dass das Private nicht vom Politischen getrennt werden kann.

Irene Prugger, Wiener Zeitung online, 20.10.2020, 14.00 > hier der gesamte Beitrag

 

 

 

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit folgt Ariane ihrer Tochter, zuerst nach Kundapur, dann nach Lo Manthang im nördlichen Nepal. In beiden Kapiteln gibt die Autorin viel Raum für atmosphärische Schilderungen von Land und Leuten, von Kultur-Denkmälern und archäologischen Funden, zu denen diese vor Ort forschte. Das Kundapur-Kapitel, das durch Stichwörter - "Straßen ohne Atem", "Wellenkämme", "Extravaganzen, Gerüche" etwa - gegliedert wird, bietet Rückblenden auf das eigene Leben. Das Nepal-Kapitel wiederum lässt die Liebesgeschichte Arianes mit Katjas Vater, einem renommierten Universitäts-Archäologen, in eingestreuten kurzen Sequenzen Revue passieren. Im ersten Kapitel, Rom, und im letzten fügt die Autorin Kursiv-Zitate aus dem Ägyptischen Totenbuch ein. Stilprinzip ist hier, lineares Erzählen zu durchbrechen.

Erika Wimmer Mazohl ist ein Roman gelungen, den man gern in einem Atemzug mit Sabine Grubers Stillbach und Evelyn Schlags Yemen Café nennen möchte: eine brisante Familien- und Liebesgeschichte in präzis recherchiertem Umfeld, spannend und stilsicher in seiner Komposition.

Bernhard Sandbicher, Literatur und Kritik, Juli 2020 > hier der gesamte Beitrag

AUCH IN SCHWIERIGEN SITUATIONEN IN BALANCE BLEIBEN / WIE EIN FAMILIENROMAN: Der Plot ist für die Leserin auf Anhieb nicht so einfach zu durchdringen, dafür aber wirkt er, wie in Natalia Ginzburgs berühmten "Lessico famigliare", umso plastischer: Ariane ist Archäologin und Expertin für etruskische Kunst. Ihr Mann Vittorio ist ein überaus kritischer und sich in den politischen Alltag mischender Journalist. Dass sich ihre Tochter Katja zunehmend politisch radikalisiert, bereitet den Eltern größte Sorgen [...].

 

Der Plot besitzt alle Surrogate eines großen Familienromans, der sich nie in allzu störende detaillierte Nebenschauplätze verästelt, sondern eine beneidenswerte Nähe der Autorin zu ihren Figuren verrät. Erika Wimmer Mazohl lässt nichts dem Zufall über! Neben genauer Sprachführung ist sie ihren Figuren so nahe, dass sie einem beim Lesen ständig ein Begleiter sein kann. Auch die, oberflächlich beobachtet, kleinsten Details wie die Familientreffen und -essen sind bestens recherchiert, wie ebenso die geografischen und historischen Bezüge. Ein gut lesbarer und ausgezeichnet gearbeiteter Roman."

Ferruccio delle Cave, Dolomiten, 14.07.2020 > hier der gesamte Beitrag mit Interview

Das gutbürgerliche Gerüst [der Familie] beginnt zu wackeln, als Katja in ein politisches Attentat verwickelt wird. Ihr Freund Renato verschwindet unter mysteriösen Umständen, kurz darauf taucht auch Katja unter. „Such mich nicht“, schreibt sie ihrer Mutter und gibt vage das Ziel ihrer Flucht an. Von Bylakuppe im Süden Indiens will sie in den Norden reisen. Doch Ariane macht sich auf die Suche.
Es wird eine schmerzhafte Reise in die eigene Vergangenheit. Denn als Studentin verbrachte sie zusammen mit einer Forschungsgruppe einige Monate in Nepal, besuchte alte Kulturstätten und begann eine Affäre mit ihrem Professor. [...]

Wimmer Mazohl, die die Verhältnisse in Italien bestens kennt und die Orte des Geschehens in Indien und Nepal besucht hat, zeigt sich als detailgenaue Beobachterin. In plastischen Bildern fängt sie in „Löwin auf einem Bein“ Landschaft, Kultur und Traditionen ein, lässt die Lesenden Italien riechen und schmecken, entführt in die facettenreiche Kulturgeschichte Indiens und Nepals, in deren landschaftliche Schönheiten.

Susanne Gurschler, 26. 6.2020, https://literaturtirol.at/lilit/rezensionen-2020/rezensionen-2020-2/loewin-auf-einem-bein-26-6-2020  

 

 

In Erika Wimmer Mazohls neuem Roman "Löwin auf einem Bein" geht es unter anderem um die komplexe und daher fehleranfällige Verbindung der erlebten Gegenwart mit einer zu interpretierenden Vergangenheit und umgekehrt. […]

Ein wiederkehrendes Motiv in diesem Text sind Mythen, jene andere Wahrheit also, die vor der Geschichte steht. So überformt Ariane das unerwartete Ende mit einem griechischen Mythos, und das erste Kapitel wird von Zitaten aus dem ägyptischen Totenbuch gegliedert.
Dazu soll hier aber nichts verraten, sondern nur die Empfehlung ausgesprochen werden, sich Erika Wimmer Mazohls sicherer Führung durch ihre spannende Geschichte anzuvertrauen.

Florian Dietmaier, Buchmagazin Literaturhaus Wien, 29.3.2020

 

Das schöne Wort „Stauden“ findet sich schon im zweiten Satz von Erika Wimmer Mazohls neuem Roman „Löwin auf einem Bein“. Nicht Büsche, Gebüsch oder Gestrüpp, sondern selbstbewusst sperrige Stauden sind es, die hier den Straßenrand säumen. Und in diesem Ton geht es weiter. „Löwin auf einem Bein“ ist ein im besten Sinne sinnliches Buch: Man glaubt, alles tatsächlich begreifen, die zahlreichen aufgetischten Mahlzeiten schmecken, die Regentropfen, die die Figuren immer wieder aus ihren Gedanken reißen, spüren zu können. [...]

 

Der Zug ins Wendungsreich-Kolportagehafte tut „Löwin auf einem Bein“ gut. Und die enge Bindung der Erzählung an die unmittelbare Gegenwart auch: Am Brenner wird gegen die Schließung der Grenze protestiert, in Wien über den Verlust des Kulturerbes in Palmyra diskutiert – und auch im Kleinklein, einer nur dem Anschein nach saturierten Bildungsbürgerfamilie, steht viel auf dem Spiel.

Joachim Leitner, Tiroler Tageszeitung, 11.3.2020

 

Es gibt Romane, darin explodieren die Heldinnen mit eruptiven Gesten, und dann gibt es diese gereiften Abklärungsromane, die im Stile von Archivaren und Archäologen das Zeitlose am Leben halten. […]

 

Erika Wimmer Mazohl verbindet beides, das aufregend Historische der jüngeren Gegenwart mit dem Bedächtigen, das als Biographie entsteht, wenn das Leben nur lange genug dauert. Die Kunst ihres Romans beginnt schon damit, dass Personen und Ideen zusammengeführt werden, die sich normalerweise aus dem Weg gehen. Das Figuren-Set ist scheinbar kompakt überschaubar und dient dazu, die komplexe Welt mit einem halbwegs stabilen Koordinatennetz zu überziehen.

Helmuth Schönauer, Rezensionen BUCH IN PENSION, 10.3.2020

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